Skip to main navigation Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Nicht allein gelassen

Das Projekt Hallo Nachbar! kämpft gegen Einsamkeit. Gemeinsam.

Sozialarbeiterin Marieke Schmale ist seit 2017 dabei. Die 38-Jährige leitet „Hallo Nachbar!“ und organisiert zusammen mit ihren beiden Sozialarbeiter-Kolleginnen Caro und Maria sowie der Werkstudentin Lara das in der Landeshauptstadt viel beachtete Projekt. In seiner Broschüre „Zusammen weniger allein“ nennt der Seniorenrat der Landeshauptstadt das Projekt „hallo nachbar!“ gleich an erster Stelle. 

„In Düsseldorf ist die Zusammenarbeit der einzelnen Hilfsangebote sehr gut“, sagt Marieke. „Es gibt einen regelmäßigen Austausch auf unterschiedlichen Ebenen, einen gemeinsamen Arbeitskreis über den Seniorenrat und mehrmals im Jahr Stadtbezirkskonferenzen. Die Vernetzung miteinander funktioniert, wir ergänzen uns, denn jeder hat seine eigene Nische. Allerdings schicken die anderen oft Betroffene weiter zu uns. Wir sind als nicht-städtische Einrichtung freier in unseren Entscheidungen und können deshalb Aufgaben und Hilfsanfragen übernehmen, die anderswo nicht bearbeitet werden. „hallo nachbar!“ ist finanziell unabhängig. Wir finanzieren uns ausschließlich über Spenden, bekommen keine Zuschüsse von der Stadt oder dem Land. Daher sind wir niemandem verpflichtet, sondern können uns ohne Ein- oder Beschränkungen auf die Bedürfnisse unserer NachbarInnen, wie wir die Klienten nennen, konzentrieren.“

Einsamkeit und Armut hängen sehr oft zusammen. Das betrifft viele hier, obwohl Düsseldorf an sich eine wohlhabende Stadt ist. Der Anteil der SeniorInnen, die finanzielle Hilfe vom Sozialamt benötigen, ist in Düsseldorf höher als im NRW-Durchschnitt. Die gestiegenen Mietpreise belasten, es gibt zu wenig behindertengerechte Wohnungen, ohne fremde Hilfe können viele Menschen ihre Wohnung gar nicht mehr verlassen. Manchmal spielen auch Ängste eine Rolle.

Nes und ihre Christinas

„Ich lebe sehr selbstständig und bin dankbar, dass ich eine eigene Wohnung habe“, sagt Nes, die durch einen OP-Fehler im Alter von 5 Jahren ihr Augenlicht verloren hat. „Aber wenn ich allein nach draußen gehe, dann zeige ich nicht offensichtlich, dass ich blind bin. Ich habe damit einige negative Erfahrungen gemacht. Einmal überfiel mich ein Mann mit einem Messer, ein anderes Mal wurde ich verfolgt. Ich habe oft Angst. Meine beiden ehrenamtlichen Helfer heißen beide Christina, wir verstehen uns sehr gut und ich bin wahnsinnig dankbar für ihre Hilfe. Sie gehen mit mir einkaufen, helfen Formulare auszufüllen und machen andere Erledigungen mit mir. Wir haben jede Menge Spaß, ich habe wahnsinniges Glück mit den beiden. Die Leute von „hallo nachbar!“ haben ein gutes Händchen bei der Vorauswahl.“

Das ist für Marieke ein wichtiger Punkt. „Wir nehmen uns viel Zeit dafür, die passenden Charaktere zusammen zu bringen. Und wir gestalten das Ehrenamt für jeden, der bei uns mitmachen möchte, sehr flexibel und individuell. Beide Seiten müssen sich erstmal kennenlernen, das Vertrauen muss wachsen. Es dreht sich bei „hallo nachbar!“ ja nicht darum, nur mal eben schnell ein paar Besorgungen zu erledigen. Es geht um tiefe Einblicke in die persönliche Lebenssituation der NachbarInnen. Um emotionalen Beistand, aber manchmal auch um praktische Unterstützung, bspw. mit vertraulichen Unterlagen etc. Aus diesem Grund müssen wir unsere Ehrenamtlichen auch um ein polizeiliches Führungszeugnis bitten, wenn sie eine Betreuung übernehmen. Das bringt den Betroffenen Sicherheit und ermöglicht damit dann auch schnell ein viel engeres, vertrauensvolles Miteinander.“

Aber auch neue Ideen, wie der Einsamkeit zu begegnen ist, gibt es selbst nach 12 Jahren „hallo nachbar!“ immer wieder. „Derzeit bauen wir unser neues Plaudertelefon auf und suchen dafür ehrenamtlich Mitarbeitende, die gern kommunizieren. Regelmäßige Telefonate sind für unsere einsamen Nachbarn ein prima Zusatzangebot“, erklärt Marieke. Für andere, die vielleicht Vorbehalte oder zuerst sogar Angst haben, andere Menschen in ihre Wohnung zu lassen, ist es auch ein sanfter Einstieg, um ihre Isolation zu durchbrechen. Die Ehrenamtlichen-Struktur bei „hallo nachbar!“ ist bunt gemischt, „divers“, wie Marieke es ausdrückt. „Altersmäßig ist die Hälfte der Ehrenamtlichen unter 50 Jahre alt, die meisten davon zwischen 30 und 40 Jahren. Die andere Hälfte ist über 50, meist zwischen 65 und 80 Jahren. Frauen sind etwas in der Überzahl. Interessant finde ich, dass viele Ehrenamtliche aus dem osteuropäischen und arabischen Raum kommen. Wahrscheinlich, weil die Familie oder auch die Fürsorge für alte Menschen dort eine wichtigere Rolle spielt als bei uns.“ Und darum geht es eigentlich genau: eine nicht (mehr) vorhandene Familie zu ersetzen. Die Nachbarn sehnen sich nach einer festen Kontaktperson, auch für sehr emotionale Gespräche, nach Hilfe beim Rausgehen, Einkaufen, Behördengängen.

Die Aufgaben der Ehrenamtlichen reichen von Trostspenden bis hin zu „Nachhilfe“ bei der Verwendung heutiger Kommunikationsmittel und Online-Angebote. Marieke erklärt: „Unsere Ehrenamtlichen sind Zum-Arzt-Begleiter, Gesprächspartner, Ratgeber, Spazierengeher, Türöffner, helfende Hände und vieles mehr. Damit das gut klappt, bieten wir unseren ehrenamtlichen Helfer*innen in regelmäßigen Abständen Schulungen in verschiedenen Themenbereichen an. Uns ist es besonders wichtig, dass sich die Helfer in ihrer Aufgabe sicher und wohl fühlen.“

Unsere Angebote für einsame und bedürftige Menschen in Düsseldorf

Vermittlung & Begleitung

Wir unterstützen vereinsamte Menschen durch individuelle Hilfe und ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe.

Nachbarschaftscafés

In mehreren Stadtteilen schaffen wir mit unseren Cafés Begegnungsorte für einsame und bedürftige Menschen.

Medienlotsen

Unsere geschulten Ehrenamtlichen helfen beim sicheren Umgang mit digitalen Geräten – für mehr Teilhabe am Alltag.

Plaudertelefon

Ein offenes Ohr und Zeit zum Zuhören: Unser Plaudertelefon bringt Menschen miteinander ins Gespräch.

KOSTENLOSE HILFE ABER NICHT UMSONST

Das Angebot für unsere hilfsbedürftigen und einsamen Nachbarinnen und Nachbarn in Düsseldorf ist stets kostenfrei. 

Das ehrenamtliche Engagement unserer vielen Helferinnen und Helfer ist dabei schlichtweg unbezahlbar.

Doch die Kosten für Sozialarbeiterinnen, Mieten, Büros und vieles mehr im Projekt „hallo nachbar!“ trägt der Verein vision:teilen e.V. – und das ausschließlich durch Spenden und Zuwendungen.

Bitte unterstützen Sie uns, damit wir gemeinsam Einsamkeit und ihre Folgen in Düsseldorf lindern können.

Jetzt Spenden!