Im neuen Heft von "hallo nachbar!", „Alltagsgeschichten“, berichten Ehrenamtliche und Nachbarn*Innen gemeinsam von ihren Erlebnissen und Erfahrungen, die sie durch und mit „hallo nachbar!“ gesammelt haben.
Alle, die Interesse an diesen Geschichten haben, können die „Alltagsgeschichten“ ganz einfach kostenlos bei uns bestellen! Einfach telefonisch (0211 15 30 60) oder per Mail (hallo-nachbar@vision-teilen.org) melden und ein eigenes, gedrucktes Heft per Post oder zum Abholen im Büro (nach terminlicher Absprache), erhalten.
Im folgenden Text berichtet die 90 Jahre junge Nachbarin Ditta über alles, was ihre Ehrenamtliche Nina für sie getan hat;
Als Nina bei ihrem ersten Besuch um die Ecke kam, war es wie „Liebe“ auf den ersten Blick. Sie war unglaublich positiv und hatte immer ein Lächeln auf ihren Lippen. Sie brachte Schwung in meine sonst so ruhige Bude. Das ging bei den folgenden Treffen weiter. Mit Nina kam die Sonne durch die Tür. Zwischen uns passte es direkt. Es war, als wenn wir uns immer schon gekannt hätten. Nicht lange nach unserem ersten Treffen waren wir wie Oma und Enkelin. 3,5 Jahre kennen wir uns jetzt und unsere Beziehung hat sich seitdem immer mehr gefestigt. Wir sehen uns beinahe wöchentlich, wenn es Ninas Beruf zulässt.
Eines Tages klingelte es bei mir und ein Polizist brachte mir Kuchen. Nina ist Polizistin.
Ich hoffe, ich werde jetzt nicht festgenommen, wenn ich das hier sage. Ich war immer ein Fan der Polizei. Ich wuchs in Berlin-Charlottenburg auf. Als kleines Kind bewunderte ich meinen Opa, der Polizist war. Mein Schulweg führte mich über den Kaiserdamm. Dort stand ein Polizist und regelte den Verkehr. Meine Mutter bläute mir ein, dass ich mich von niemandem ansprechen lassen soll. Im Notfall wende dich an den Polizisten, höre ich sie noch sagen. Das habe ich nie vergessen. Auch deshalb freue ich mich, dass Nina Polizistin ist. Sie erlebt eine Menge in ihrem Beruf. Eines Tages klingelte es bei mir und ein Polizist brachte mir Kuchen. Natürlich weiß ich, wer dahintersteckte. Ich musste den ganzen Tag grinsen.
Meinen 90. Geburtstag werde ich nie vergessen. Es war ein großartiger Tag!
An meinem 90. Geburtstag bekam ich ein Ständchen der Altstadtwache per Video. Überhaupt bereitete Nina mir einen außergewöhnlichen Geburtstag. Über den ganzen Tag verteilt kamen Gäste und überraschten mich mit Aufmerksamkeiten. Nina backte zwei Kuchen und brachte Essen und Getränke mit. Wenn sie etwas macht, dann richtig. Bereits zwei Tage vorher hatte ihre Mutter ein überdimensionales Paket mit vielen Leckereien geschickt. Zudem kam ihr Freund zu Besuch, um mir zu gratulieren. Meinen 90. Geburtstag werde ich nie vergessen. Es war ein großartiger Tag! Der liebe Gott meint es gut mit mir, dass er mir so liebe Menschen schickt.
Wir sind nicht immer einer Meinung und das ist gut so.
Nina und ich reden über Gott und die Welt und diskutieren auch viel. Wir sind nicht immer einer Meinung und das ist gut so. Jeder hat ein Recht auf seinen Standpunkt. Ich beschäftige mich mit vielen Dingen und möchte darüber reden. Das braucht ein Mensch – den menschlichen Austausch. Mein Kopf ist noch 200% in Ordnung, da nehme ich die körperlichen Gebrechen gerne in Kauf. Ich habe den Durchblick bei meinen Bankgeschäften. Ich gehe zwar gebeugt, die Ablage meiner Unterlagen mache ich immer noch selbst. Seit drei Jahren kann ich nicht mehr rausgehen. Mich zieht es auch nicht nach draußen. Ich rede offen darüber: Tod und Geburt liegen für mich nahe beieinander. Ich hoffe, dass ich eines Tages im Sessel einschlafe. Ich habe alles organisiert.
Dittas Geschichte ist eine von weiteren zahlreichen und bewegenden „Alltagsgeschichten“ von und mit „hallo nachbar!“.
Jede einzelne zeigt, wie besonders und notwendig das ist, was die Ehrenamtlichen täglich tun, um Menschen in ihrer Einsamkeit zu erreichen. Wer mehr lesen möchte, meldet sich einfach telefonisch (0211 15 30 60) oder per Mail (hallo-nachbar@vision-teilen.org) bei "hallo nachbar!"
