Wenn aus Armut Elend zu werden droht

Ein Blick auf die Folgen der steigenden Preise

 

„Ihr habt gut reden. Wie soll ich mit meinen wenigen Kröten vom Flaschensammeln auskommen?“ Wenn Wolfgang zu mir kommt, immer in Begleitung seines selbstgebastelten „Gefährtes“ zum Flaschensammeln, dann weiß ich: Es brennt wieder. Und das ist kein Wunder. Denn er ist ein richtiger Sisyphus: Er versucht, nicht nur sich selbst mit dem Flaschensammeln über Wasser zu halten, sondern auch noch anderen zu helfen, die noch ärmer dran sind als er selbst. Und das, obwohl er selbst schon über Siebzig ist.

Für jemand wie Wolfgang sind die Energiekrise und die Preisexplosion bei Lebensmitteln nicht zu verkraften. Er stemmt sich mit aller Macht dagegen, aber er kann sein Einkommen nicht vermehren. Er weiß: Wenn es so weitergeht, kommen nicht nur die, denen er hilft, sondern er selbst auch unter die Räder. Da ist guter Rat teuer! Das spüre ich jedes Mal, wenn er in seiner Verzweiflung zu mir kommt und um Hilfe bittet. Da weiß ich nur eins: Ich darf ihn nicht fallen lassen. Denn er ist ein durch und durch guter Mensch voller Nächstenliebe.

Was aber tun, wenn anscheinend nichts mehr hilft? Gottvertrauen? Ja, aber das geht nur durch Menschen wie Du und mich, die einander helfen. Mancher mag darüber lächeln. Ich tue es nicht.

 

Wir stehen an der Seite der Armen

 

„Der Winter wird schlimm!“ Wer kennt diese Befürchtung nicht?! Wir alle teilen sie – ob wegen des fehlenden russischen Gases und der Energiepreise, ob durch die gefährliche globale Abhängigkeit etwa von China, die zur Erpressung gegen Europa einlädt, ob wegen Corona, mit dessen erneutem Ansteigen wir alle rechnen.

Dabei gilt als Erfahrungstatsache: Wenn alle vor etwas Angst haben, dann stellt es sich auch ein, selbst wenn es ohne die Angst glimpflich verlaufen könnte.

Diese Angst spüren wir natürlich auch am gutenachtbus bei den Obdachlosen in der Nacht und bei hallo nachbar! bei den vereinsamten Armen in ihren Wohnungen. Wir spüren es international in unseren Projekten in Entwicklungsländern und lokal bei unseren Einsätzen in Deutschland – in Wuppertal und Düsseldorf – gleichermaßen.

Zugleich ist es sicherlich bei uns allen so: Die Inflation gerade bei Lebensmitteln und im Energiebereich geht uns unter die Haut. Sie spüren wir sofort.

 

Das Echo am gutenachtbus

 

Kein Wunder, dass wir inzwischen jeden Abend unisono von unseren Ehrenamtlichen am gutenachtbus hören: „Die Schlafsäcke und Decken haben nicht gereicht, und bei Schuhen, Hosen und Unterwäsche gab es fast Streit, weil wir zu wenig davon haben.“ Und: „die vielen neuen Gesichter überraschen. Die kennen wir noch gar nicht. Oft fühlen sich die alten Gesichter richtig abgedrängt.“ Schließlich gibt es auch Stimmen unter den über 60 Ehrenamtlichen, die sich auf fünf nächtliche Teams verteilen, die zeigen, dass der Einsatz dramatisch wird: „Inzwischen drängen alle, weil sie fürchten, sie bekommen nichts mehr. Es macht keine Freude mehr, das ist ja ein richtiger Verteilungskampf am gutenachtbus!“.

 

Wie sieht es bei hallo nachbar aus?

 

Bei hallo nachbar! sind die Töne leiser, aber auch hier wird deutlich: Die Angst allein gelassen zu werden und mit den „wenigen Kröten“ durch Hartz IV nicht mehr auszukommen, ist groß und berechtigt. Denn allein die Gas- und Strompreise überfordern so manche. Was tun? Nur „warme Worte“? Das hilft nicht! Es braucht eine Antwort, die dem einzelnen hilft, angesichts seiner steigenden Not einen Lichtblick tätiger Hilfe zu entdecken. Hier braucht es Lebensmittel- und Hygienemittel-Spenden, die diesen unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern helfen, ihren Mangel zu überwinden und sich nicht mehr von der Angst beherrschen zu lassen, weil sie wissen: „Ich bin nicht allein“. „Mir wird geholfen“.

 

Auch „Ehemalige“ sind in Gefahr: Housing First

 

Natürlich spüren wir das in ähnlicher Weise auch bei den ehemaligen Obdachlosen, die mit „Housing First“ ihr Glückslos gezogen haben und nun bei vision:teilen, oder anderen Housing-First-Einrichtungen eine Wohnung gefunden haben. Hier sind es die Energiekosten, die dem einzelnen zusetzen, vor allem beim Strom. Denn den bezahlt das Jobcenter, über das sie durchweg Hartz-IV beziehen, ihnen nicht. Und das geht durch die Inflation ganz mächtig ins karge Portemonnaie.

 

Natürlich kann man sagen: „Was geht das mich an?! Ich habe doch genug mit mir zu tun!“. Aber sind wir uns bewusst, dass dies mehr und mehr unsere Gesellschaft spaltet und entsolidarisiert? Können wir uns das leisten? Oder muss die Antwort nicht vielmehr heißen: „Nur dann, wenn wir einander helfen, haben wir alle eine Chance, diese schwere Wegstrecke vor uns zu schaffen, ohne daran zu zerbrechen.“

Das, so denke ich, ist die Überzeugung, die uns in „vision:teilen“ prägt und zusammenhält:

 

„NUR GEMEINSAM KÖNNEN WIR ES SCHAFFEN.“

 

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