HELFEN - auch in Krisenzeiten

Unser Partner Abba Tesfaye ist zu Besuch bei uns und spricht über Äthiopien!

 

Im Dezember 2021 hat uns unser langjähriger Partner Abba Tesfaye aus Gambella, Äthiopien, als einer der ersten Partner seit der Pandemie, wieder einmal in Deutschland besucht. Was das derzeit durch Unruhen gebeutelte Land umtreibt und wie es mit der der Pandemie klar kommt hat Tesfaye Petros uns berichtet:

Seit etwas mehr als einem Jahr bekämpfen sich die Menschen im Norden Äthiopiens.

Äthiopien wurde von 1991 bis 2019 als ein Vielvölkerstaat von der Parteikoalition „Revolutionäre Demokratische Front der Äthiopischen Völker (eng. Revolutionary Democratic Front, EPRDF), ein Zusammenschluss aus drei Parteien, regiert, in dem theoretisch jede einzelne der zahlreichen Minderheiten in der Regierung repräsentiert sein sollte. „Tatsächlich haben bist 2019 meist die Tigray von den politischen Maßnahmen profitiert“, sagt Tesfaye, „andere Gruppen wie die Oromo und Amhara, sind leer ausgegangen.“  27 Jahre lang beherrschte die Partei „Tigray People’s Liberation Front (TPLF)“, die Teil der Parteienkoalition war, die politischen Geschicke des Landes, bis 2018 Unruhen und Demonstrationen einen Wechsel erzwangen. Die TPLF weigerte sich, sich in der neuen politischen Koalition und ihrer neuen Position einzugliedern und zog sich in ihre Heimatregion zurück, wo der Konflikt angeführt von tigrinischen Rebellen eskalierte.                                                                                                                               

Im August 2020 hätten Wahlen stattfinden sollen, allerdings machte die Pandemie landesweite Abstimmungen unmöglich. Die TPFL nutzte diesen Vorwand dankend und hielt eigene Wahlen im September ab: Knapp 2 Monate später kam es im November zu ersten Gefechten im Land zwischen trigrinischen Rebellen und Regierungstruppen, die sich heute über mehrere Bundesstaaten erstrecken und Nachbarländer wie Eritrea und den Sudan auf den Plan rufen.

Für Abba Tesfaye bedeutet dieser Konflikt ein weiteres Hindernis auf seinem Weg, Menschen vor Ort zu helfen: „ Nahrungsmittel sind im ganzen Land immer teurer geworden –falls man überhaupt an welche gelangt.“ Besonders bedrohlich empfindet er das Verhalten der internationalen Gemeinschaft. „ Die USA drohen uns, dass sie ihre Freihandelsabkommen mit Äthiopien aufkündigen wollen. Das wäre fatal für die Wirtschaft und könnte Preise noch weiter in die Höhe treiben.“

Auf die Durchführung unserer Projekte haben die Unruhen bisher keinen direkten Einfluss. Aufgrund der steigenden Preise sind Armut und Hunger im Land jedoch stark gestiegen und die nötige Versorgung mit Hilfsgütern ist durch die schlechte Infrastruktur des Landes und die weitergehenden Kämpfe nicht immer möglich.

Neben dem Bürgerkrieg erscheint die Pandemie wie eine Belanglosigkeit. Rund um Neujahr brach die Vierte Welle im Land aus mit bis zu 4.000 Infektionen pro Tag, ohne dass Fälle aus den Bürgerkriegsgebieten überhaupt erfasst werden können. Es ist zu erwarten, dass die Todeszahlen bald in ähnliche Höhen steigen. Viel schlimmer allerdings wiegen die Krankheiten, die schon vor dem Ausbruch der Pandemie wüteten: Tuberkulose, HIV/AIDS und Malaria sind auch in Äthiopien größere Schrecken für die Bevölkerung, sodass COVID oft in den Hintergrund gerät.

Wir danken Abba Tesfaye für seinen Besuch, den Bericht aus erster Hand und freuen uns auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen!

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