Ein Beispiel von Menschlichkeit

Ein Impuls von Br. Peter Amendt, dem Leiter des vision:teilen e.V. , zur Menschlichkeit in der Zeit des Teilens

 

 

Er ist tief in unserer Kultur und Tradition verankert: Martinus, der römische Soldat, Reiter und spätere Bischof von Tours in Frankreich. Gerade die Kinder lieben und besingen seine Großherzigkeit, wenn sie alljährlich im Martinszug mit ihren Fackeln und Laternen in der Dunkelheit traditionell am 11. November hinter dem Reiter auf dem Pferd mit seinem großen roten Mantel herziehen.

Diese Verehrung eines römischen Offiziers schon seit der Römerzeit in ganz Mitteleuropa hat seine Wurzeln im christlichen Glauben und wurde mit ihm verbreitet. Die Legende berichtet von jenem Offizier, der einem armen Bettler in bitterer Kälte begegnete und, von Menschlichkeit gepackt, seinen eigenen weiten Mantel mit dem Schwert durchteilt und dem Bettler die Hälfte davon zum Schutz gegen die Kälte reicht.

Der christliche Glaube sah in dem Bettler Christus selbst, dem so der Heide Martinus begegnete und der von da an Martins Lebensweg bis hin zur Konversion und zum Bischofsamt in Tours begleitete, das er zum Segen von Kirche und Gesellschaft bis zu seinem Tod ausübte. In der Folgezeit gewann der „heilige Martin“, der „Sankt Martin“, nach und nach einen unverrückbaren Platz in der Seele des Volkes, wobei am 11. November, seinem kirchlichen Patronatsfest, die feierliche Darstellung der Begegnungs - Szene mit dem Bettler zum festen Bestand von Kultur und Tradition geworden ist. 

Diese volkstümliche Begehung des Festes des „guten St. Martin“ durch den traditionellen Martinszug fällt in diesem Jahr bedauerlicher Weise, wenn auch zu Recht, den Corona-Einschränkungen zum Opfer. Dieses Fest gilt aber nicht nur dem Aufeinandertreffen von Offizier und Bettler. Es geht dabei um das Zeichen der Menschlichkeit bis tief in den Glauben hinein. Das Teilen des Mantels ist mehr als nur ein schönes traditionelles Kulturgut, von ungezählten Liedern besungen und thematisch in vielen Darstellungen und Geschichten wiederkehrend.

Dieses Teilen dessen, was ich habe, mit dem, der es zum Leben unverzichtbar braucht, ist für die beiden Einrichtungen „vision:teilen e.V.“ und „Düsseldorf:teilt e.V.“ sozusagen die DNA, der alles durchziehende Grundgedanke. Denn nur wenn wir miteinander über alle staatlichen Zwangsmaßnahmen wie Steuern und Abgaben hinaus das, was wir sind und haben – Zeit, Engagement, Sachgüter, finanzielle Mittel – teilen, hat diese Welt eine Zukunft, in der alle in Menschenwürde und Gerechtigkeit leben können. In diesem Sinn ist St. Martin mehr als eine Legende und ein Kulturgut – sein Beispiel ist auch heute noch wegweisend für eine Welt des Ausgleiches und der Nächstenliebe, die allein zukunftsgerecht und nachhaltig ist.

 // Br. Peter Amendt

 

 

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