der Frauenbus

Auszüge aus unserem Beiheft in der fiftyfifty-Strassenzeitung - 03|2021 zum Thema "der frauenbus"

 

Die andere Seite der Armut

 

Wussten Sie schon, dass mehr und mehr Frauen obdachlos werden? Und, dass sie uns abends am gutenachtbus begegnen? Kein Wunder, dass da die Frage immer wieder kehrt: „Was macht Ihr denn mit denen?“ Um es vorweg zu sagen: „Wir“ machen gar nichts „mit denen“. Aber es ist offenkundig: Sie brauchen Hilfe.
Deshalb kommen sie zu uns an den gutenachtbus, gleich wie sie heißen: Theresa, Claudia und wie immer ihre Vornamen lauten. Meistens bleibt es bei den Vornamen, denn „man“ kennt sich, und das genügt. Natürlich, lange haben wir auch gedacht: „Obdachlosigkeit ist männlich“, und wenn sich eine Frau dazwischen findet, dann gilt ihr unsere Gastfreundschaft sozusagen gender-neutral: „Was brauchst Du? Schauen wir einmal, ob wir etwas für dich haben!“
Gottseidank haben sich Silke & Co, unsere Mitarbeiterin mit ihren Freundinnen, nicht damit zufrieden gegeben. Denn Frauen brauchen - was eben Frauen brauchen! Und die Umsetzung in die Tat hat auch nicht lange gedauert. Denn seit zwei Jahren gibt es einmal monatlich den „Frauenbus“, der gleichzeitig mit dem gutenachtbus herausfährt und nur von Frauen begleitet ist – Frauen für Frauen also.

 

Nachts am Frauenbus

 

Nachts das erste Ziel der beiden Busse: der Platz am Kom(m)ödchen vor der Andreaskirche in der Altstadt. Beide Fahrzeuge parken dann dort bis kurz nach 23.00h mit ca 15 m Abstand voneinander, so dass sich sortiert, wer als Frau zum Frauenbus möchte und wer – Mann oder Frau – sich am gutenachtbus anstellt,  um etwas Warmes zu essen zu bekommen.
Um 23.30h finden wir dann beide Fahrzeuge mit ihrer Ehrenamtsbegleitung in der Nähe des Hauptbahnhofes wieder. Erneut sortieren sich die Bedürftigen, denen oft genug nur noch der Schlafplatz auf dem Bürgersteig oder in einer Toreinfahrt bleibt, zwischen dem Frauenbus und dem gutenachtbus. Und wieder werden sie mit Herzlichkeit bedient – am Frauenbus eben nach dem Grundsatz: Frauen wissen am besten, was für Frauen gut ist.

 

Was den Frauenbus so wichtig macht

 

„Um ehrlich zu sein; mit dem zweiten Lockdown ist alles schlimmer geworden.“ Beginnt Laura, eine kleine Dame, die den Frauenbus besucht.  „Obwohl es viele Möglichkeiten gibt an Hilfe zu kommen, gibt es immer neue Probleme, die wegen der Maßnahmen entstehen. Schließlich sind es auf einmal viel mehr Menschen, die Hilfe brauchen, sodass fasst alle Hilfsstellen überlaufen sind. Man kommt zum Beispiel kaum noch an warmes Essen!“

Nicht nur, dass immer mehr Läden schließen, vor den wenigen Läden stehen dann auch immer mehr Obdachlose.  Laura meint sie erlebt diesen Konkurrenzkampf so viel stärker als andere, weil sie eine Frau ist. Während ein Mann auf der Straße bekannt und zur Kultfigur werden könnte, merkt Laura, dass die Menschen sie nur von oben herab beobachten. „Die sehen so aus als denken sie sich nur: Guck mal, da steht noch so`n Hampel, die ist noch blöder als wir!“ „Wenn man diese Blicke abbekommt, kann man das Verkaufen von Zeitungen finde ich manchmal sogar mit Prostitution vergleichen“, denn schließlich verkauft Laura in dieser Zeit nicht nur Zeitungen in der Kälte, sondern auch ihre Würde und Gesundheit.  „Natürlich haben alle es schwer“, aber für Laura ist klar; Obdachlosigkeit, insbesondere im Lockdown, ist eine ganz andere Erfahrung für Frauen als für Männer.

Um Menschen wie Laura zu helfen und ihnen mit Menschlichkeit entgegen zu kommen fahren auch im Lockdown sowohl der Frauen-, als auch der gutenachtbus in die Stadt.
„Der Frauenbus versorgt meine Mädels nicht nur, er ist auch ein Treffpunkt für die Obdachlosen Frauen Düsseldorfs!“ sagt Silke, die Gründerin des Frauenbusses dazu. Laura hat den Frauenbus und sein Team bereits viermal besucht und ist von der Idee überzeugt.

Der Unterschied zwischen den beiden Bussen ist enorm. Obwohl Laura beim gutenachtbus zwar auch gut versorgt wird, ist die Situation eine andere. Es gibt oft nicht die passenden Hygieneartikel und Kleidungsstücke für sie. „Da fühlt es sich manchmal an wie der reinste Luxus“, wenn der Frauenbus in der Altstadt parkt und Laura sich mit allem Wichtigen ausstatten kann.  

 

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