Corona: Brennpunkt Tadjikistan

Von den deutschen und internationalen Medien kaum aufgegriffen, entwickelt sich ein Tadjikistan ein drastischer Verlauf der Pandemie.

Angesichts der aufziehenden Corona-Pandemie unterstützte unser Projekt das Land mit zwei Hilfslieferungen. Am 8. April 2020 wurden 750 kg Material der Firma Medgas Technik zur Wiederherstellung mehrerer Sauerstoffanlagen in Kliniken nach Tadschikistan geliefert. Da die internationalen Flughäfen zu diesem Zeitpunkt bereits für den Linienflugverkehr geschlossen waren, konnte die Fracht mit einem Charterflug der tadschikischen Gesellschaft Somonair von München nach Duschanbe gebracht werden, um die dringend nötige Sauerstoff-Produktion zu sichern und zu erweitern.

Am 18. Mai 2020 folgte der zweite Transport mit einem LKW, der eine große Anzahl an Masken und Handschuhen nach Tadschikistan lieferte. Diese Schutzausrüstung wurde von den Deutschen Botschaft in Duschanbe bestellt und in Klinken verteilt. Zudem konnten auch Teile des medizinischen Inventars für den Aufbau der geplanten Klink für Kieferorthopädie geliefert werden. Dort soll die Versorgung der an einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (LKG) leidenden Kinder im Anschluss an die erforderlichen Operationen weitergeführt werden. Dieses Vorhaben wird von der Else-Kröner-Fresenius Stiftung unterstützt.


Zentralasien – ein vergessenes Epizentrum der Covid-19-Pandemie

Während Deutschland ins Leben zurück findet und das Gesundheitssystem nicht über seine Grenzen belastet wurde, werden Beschränkungen für Bürger und Unternehmen gelockert. Der funktionierende Sozialstaat federt die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie ab.

Dagegen verlagern sich die Epizentren in die armen Regionen der Welt: Südamerika, Afrika, Zentralasien. Das Corona-Virus hat dort verheerende Auswirkungen und führt zu Worst-Case-Szenarien, die hierzulande bestenfalls als Randnotiz wahrgenommen werden.

Als einer der weltweit letzten Staaten meldete Tadschikistan am 30. April 2020 die ersten Covid-19-Fälle. Zu diesem Zeitpunkt waren die Flughäfen und Grenzen des Landes bereits seit Wochen geschlossen. 14-tägige Quarantänemaßnahmen wurden ausnahmslos für alle vorgeschrieben, die das Land noch erreichten, darunter viele heimkehrende Gastarbeiter aus Russland, deren Einnahmen den Familien nun fehlen. Anzunehmen ist jedoch, dass die Pandemie das Land bereits weit früher erreichte – aber es fehlte der Nachweis, und bislang (Stand: 20. Mai 2020) ist die Laborkapazität mit nur ca. 250 Tests pro Tag sehr gering, so dass die offiziellen Zahlen die Situation nicht annähernd widerspiegeln.

Tadschikistan hat 9 Mio. Einwohner, aber kaum Beatmungsmöglichkeiten oder Intensivstationen. In den Kliniken ist die Situation bereits zwei Wochen nach dem Ausbruch katastrophal: Fehlende Medikamente, Schutzausrüstung und Medizintechnik lassen eine geordnete medizinische Versorgung nicht mehr zu, dabei ist der Andrang auf die Klinken sehr groß. Es fehlt an Seife, Desinfektionsmitteln und Sauerstoff. Selbst wenn man internationale Hilfsgelder für den Einkauf von Medizintechnik nutzen wollte: Der Weltmarkt für Beatmungsgeräte wurde von den Industrienationen auf absehbare Zeit leer gekauft. Durch Hamsterkäufe gehen lokalen Apotheken die Medikamente aus. Die Lebensmittelpreise sind gestiegen. Die Erkrankung geht durch alle Schichten, es sterben viele junge Menschen, bedeutende Personen des öffentlichen Lebens, Lehrer, Imame, Ärzte. Niemand ist sicher und ein Ende ist nicht in Sicht.

Die Weltbank erwartet in Tadschikistan auf Basis der verfügbaren Daten zwischen 72.000 und 230.500 schwere COVID-19-Infektionen, etwa 13.600 bis 43.500 kritische Infektionen, die eine Intensivpflege erfordern, und 6.600 bis 21.000 Todesfälle (siehe „Tajikistan Emergency Covid 19 Project“ vom 2. April 2020, als PDF abrufbar unter:

http://documents.worldbank.org/curated/en/756331585951394674/pdf/Tajikistan-Emergency-COVID-19-Project.pdf

Für den 16. Mai 2020 war eine neue Mission von TajikAid geplant, die aufgrund der Pandemie leider nicht stattfinden konnte. Dabei ist Hilfe nötiger denn je. Wir unterstützen deshalb aus der Ferne aktuell einen Transport von Schutzausrüstung nach Tadschikistan und helfen bei der Wiederherstellung mehrerer Sauerstoffanlagen in Kliniken, um die dringend nötige O2-Produktion zu sichern und erweitern.

Wir bitten Sie um Ihre Hilfe: Mit Ihrer Spende können Schutzausrüstung, Seife, Desinfektionsmittel, Ersatzteile für Medizintechnik, Verbrauchsmaterial und vieles mehr beschafft werden, das Covid-19-Patienten und Ärzte in Tadschikistan dringend brauchen. Vielen Dank!

 

Weiterführende Links:

Die Vereinten Nationen (UN) berichten wöchentlich über die Entwicklung der Lage in Tadschikistan: https://untj.org/?page_id=12704.

Stand: 24. Mai 2020

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