Auf ein Wort

Auszug aus dem Infobrief November 2020

 

Ich sage gern: Ein Mönch, ein Einsiedler, ist allein, aber er ist nicht einsam. Denn Einsamkeit und gar Vereinsamung ist etwas anderes – eine Not, ein Zustand, den wir nicht wünschen, aber aus dem wir oft genug nicht mehr herauskommen. Wir möchten nicht vereinsamt sein! Aber es geschieht leider viel zu oft – so wie jemand, der in ein Verlies fällt oder geworfen wird und allein nicht mehr herauskommt. Das Verlies sind oft genug die eigenen vier Wände.

Diese Not ist fast sprichwörtlich. Aber was tun? Mit „hallo nachbar!“ im Verein vision:teilen gibt es in Düsseldorf eine Antwort – die der aufsuchenden Hilfe von Ehrenamtlichen unter professioneller Leitung. Und das funktioniert! Schon seit sieben Jahren. Und nun mit dem Projekt „Gem:einsam“ noch intensiver als vorher. Wirklich, ein „Pluspunkt“ für unsere Gesellschaft! Ich bin froh, dass es das gibt. Sie auch?

 

Unterwegs mit Jessica Ohly

Jessica Ohly ist gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin und jetzt Sozialarbeiterin und fing erst Kurzem bei uns, als Leiterin für das neue Gemeinschaftsprojekt von „hallo nachbar!“ und den „Herzensgesprächen e.V.“ an. Schon im neuen Namen des Projektes „Gem:einsam“ spürt man den Spagat: „Gem:einsam – ein Projekt gegen Vereinsamung in Rath, Unterrath, Mörsenbroich und Lichtenbroich“.



Inzwischen ist Jessica schon intensiv mit Anfragen und Fällen beschäftigt. Es melden sich Interessenten für das Ehrenamt und vor allem auch zumeist ältere Menschen, die Hilfe brauchen und deshalb anrufen. Zu ihnen geht Jessica möglichst bald nach dem Erstkontakt, um herauszufinden, ob sie einen Ehrenamtlichen oder eine Ehrenamtliche hat, der zu diesem Nachbarn oder zu dieser Nachbarin-in-Not passt, und ob es weitere Hilfsbedarfe gibt, die organisiert werden müssen. Im zweiten Schritt führt sie beide zusammen: die ehrenamtliche Kraft und den Menschen am Rande, der Hilfe braucht. Ab dann beginnt das ganz spezifische „Abenteuer der Begegnung“ zwischen diesen beiden. Jessica begleitet diesen Prozess und schaut, dass niemand überfordert wird.

Wir begleiten Jessica bei ihrer Arbeit. Jessica besucht eine ältere, hilfebedürftige Dame zu Hause. Die Dame hat sich telefonisch bei ihr gemeldet und Jessica möchte sie persönlich kennenlernen. Sie kann kaum laufen – ein Rolli steht neben ihr. Gut für die Wohnung, aber keine Chance für die Treppe. Wir stellen uns vor, sprechen über das Wetter. Und dann kommen Jessica und Frau Schmitz auf den Punkt.



Der Mann ist vor zehn Jahren verstorben. Sie selbst schafft es nicht mehr, die Treppen zu steigen, ist an ihre Wohnung gebunden. Nachbarn helfen ihr gelegentlich, aber auch ein Pflegedienst, wenn es um die Wundversorgung der offenen Beine geht. Die Lebensmittel werden telefonisch bestellt und gebracht. Ansonsten ist sie allein, mutterseelen-allein. Das Fernsehen bringt ein wenig Abwechslung, aber ansonsten? Die Briefe sind nur Rechnungen, zuweilen Mahnungen. Die Letzten hat sie nicht mehr aufgemacht. Immer dasselbe. Was ihr fehlt, ist ein Mensch, mit dem sie sprechen kann. Und ihr größter Wunsch: noch einmal nach unten gehen können, das Leben draußen mitbekommen, noch einmal ins Café – und ihren Mann besuchen, der auf dem Friedhof liegt.

 

Frau Schmitz erzählt, dass sie früher gerne telefoniert hat, es jetzt jedoch niemanden mehr gibt, mit dem sie telefonieren kann.

 

So berichtet Jessica von der Telefoninitiative „Herzensgespräche“ und Frau Schmitz zeigt sich direkt erfreut. Jessica stellt nach dem Besuch den Kontakt zu Herzensgespräche her und sucht weiterhin nach einem oder einer passenden Ehrenamtlichen. Sie wurde schnell fündig und vereinbart ein gemeinsames Treffen mit Frau Schmitz und der Ehrenamtlichen Monika.

Mit Monika, die ihr von Jessica vorgestellt wird, ist Frau Schmitz nach dem ersten Blickkontakt einverstanden. Hauptsache, dass ihr jemand zuhört und ihren Wunsch aufgreift. Monika verspricht es und macht das nächste Treffen mit ihr aus, bevor wir sie wieder verlassen. Für Frau Schmitz ist es ein erster Lichtstrahl in einer langen Nacht. Für uns ein Zeichen: Wir werden gebraucht!

 

So wie Frau Schmitz, wollen wir vielen weiteren einsamen und armen Nachbarn in Düsseldorf helfen! Unsere Ehrenamtlichen arbeiten unentgeltlich, doch eine gute Organisation unter fachlicher Leitung verursacht auch Kosten. Um diese zu finanzieren brauchen auch wir Hilfe. Wollt ihr auch helfen? Dann spendet!  

 

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