Auf ein Wort

Über die unglaubliche Arbeit von Schwester Adèle

 

 „Ma Soeur, j’ai besoin de vous“ – „Schwester, ich brauche Sie!“

Schwester Adèle kann es schon gar nicht mehr hören, so oft steht sie vor der Situation, dass etwas fehlt, aber kein Geld dafür da ist. Doch läuft sie nicht weg, denn niemand anders erfüllt ihre Aufgaben. Überall fehlt es und das ist kein Wunder im Chaos der nahezu unregierbaren Demokratischen Republik Kongo. Und dabei geht es nicht nur um die Leitung eines Gesundheitszentrums oder eines Hospitals, nein, um die Organisation des Gesundheitswesens für eine ganze Diözese größer als Belgien im Herzen des Kongo.

Hilfe durch den Staat gibt es schon lange nicht mehr. Aber sie gibt nicht auf. Denn die Kranken – das ist ihre Mission. Menschlich gesehen eine „mission impossible“, eine unmögliche Mission. Aber ihr Gottvertrauen und Ihr Vertrauen auf Mitmenschen, die ihr helfen, ist größer. Und wirklich – es trägt und lässt weitegehen, wo wir selbst schon längst am Ende wären. Ich bin mir sicher: Diese Schwester ist ein ganz großer Pluspunkt für die Kranken vor Ort. Aber auch für uns.

 

Der bekannte „Gotteslohn“ –  hier wird er praktisch.

Hand aufs Herz: Ehe wir eine leitende Stelle annehmen, verhandeln wir: Wieviel bekommen wir dafür? Wieviel Stunden zählt der Arbeitstag? Über welches Budget verfügen wir? Ist das überhaupt in unserem Zeit- und Kräftebudget machbar? Über welche Hilfs- und Transportmittel verfüge ich? Und so manches mehr. All das ist richtig, aber was passiert, wenn gar nichts davon geht? Nehmen wir dann noch an?

Für die Ordensfrau und Franziskanerin Schwester Adèle Yenyihadja stand keine dieser Fragen im Raum, als sie vor einigen Jahren durch den Bischof Msgr. Djomo für die Diözese Tshumbe-Lodja den Auftrag erhielt, das defizitäre und defekte Gesundheitssystem zu übernehmen und zu leiten. Es ist die einzige Anlaufstelle im Krankheitsfall für etwas über eine Million Menschen. Ihre Gemeinschaft hat sie dafür freigestellt, ohne dass dafür eine Gehaltsgrundlage hätte ausgehandelt werden können. Denn niemand der Beteiligten hätte dafür bezahlen können. Der bekannte „Gotteslohn“ – hier wird er praktisch. Er ist das Wohl der Kranken, ihr Lächeln und das Glück der Familie, wenn sie es schaffen, wieder gesund zu werden.

Doch ist jeder entzündete Blinddarm ein lebensgefährliches Problem und viele Krankheiten chronischer Natur sind eine stete Herkulesaufgabe angesichts der großen Zahl derer, die Hilfe benötigen, sei es Malaria, Tuberkulose, HIV oder Flussblindheit. Da hilft oft nur das S.O.S. an befreundete Partner im Ausland wie vision:teilen, um die nötigen Medikamente beschaffen zu können.

Doch auch dieses S.O.S. erweist sich manchmal als schwer. So vor Kurzem, als Schwester Adèle Hilfe für Masken und Tests gegen Covid-19 erbat. Aber auf die Frage, was sie am dringendsten bräuchte, lautete die entwaffnende Antwort: „Hilfe bei Malaria und Typhus“. „Warum, Schwester Adèle, fragen Sie dann nach Masken und Testmaterial?“
Antwort: „Weil wir mehr Chancen auf Hilfe haben, wenn wir danach fragen.“

 

Es gilt, das Ohr bei den Menschen vor Ort
zu haben, um wirklich zu helfen.

Ja, das ist nicht ungewöhnlich. Weil bei uns Covid-19 alles zudeckt und das Gesundheitssystem im Griff hat und es bestimmt, übertragen wir diese Priorität gern auch auf Länder, in denen bisher andere Krankheiten noch wirkmächtiger sind. Klar, dass wir uns in vision:teilen nach dieser Antwort darauf eingestellt haben, dass wir die tatsächliche Priorität und die vorrangigen Nöte der Menschen in den Mittelpunkt der Hilfe stellen müssen und nicht unsere eigenen Vorstellungen von Priorität. Es gilt, das Ohr bei den Menschen vor Ort zu haben, um wirklich zu helfen.

Ich bin Schwester Adèle dankbar, dass sie mit ihrer Antwort uns geholfen hat, uns auf diese Binsenwahrheit aller Hilfe zurückzubesinnen von den tatsächlichen Problemen auszugehen, und nicht von dem, was wir gerne denken. Denn nur so wird Hilfe wirksam – und unterstützt diejenigen, die für „Gotteslohn“ sich um die Ärmsten kümmern. Danke, Schwester Adèle, für diese „Lektion“!

 

Zahlen und Fakten

  • Soeur Adèle leitet 7 Krankenhäuser und 18 Gesundheitszentren in der Diözese Tshumbe
  • Mit einer Bevölkerung von rund 8 Mio. Einwohnern und einer Fläche von 30.433 km2, liegt die durchschnittliche Bevölkerungsdichte bei ca. 25 Einwohnern pro km2.

  • Hauptethnie ist der Bantu-Stamm.

  • Eine Malaria- oder Typhus-Behandlung liegt im Durchschnitt bei 65 €. Ist eine Operation notwendig, steigen die Kosten auf bis zu 150 €.
  • Das Pro-Kopf-Einkommen in der Region wird auf ca. 1 $ pro Tag geschätzt.

 

Bitte unterstützen Sie unsere Hilfsprojekte in der Demokratischen Republik Kongo und unterstützen Sie so die hier beschriebenen Hilfsprojekte von Sr. Adele.

Jede Spende, ob klein oder groß, hilft vor Ort, um die medizinische Versorgung vieler Familien und Kindern zu sichern. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

 

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Kontakt:



Manuela Vollbrecht
0211-6683373
projekte(at)vision-teilen.org

Manuela ist Projektreferentin mit dem Schwerpunkt Auslandsprojekte. Die gelernte Diplom Regionalwissenschaftlerin für Lateinamerika hat seit Beendigung ihres Studiums Projekterfahrung in unterschiedlichen Ländern Lateinamerikas und Westafrikas gesammelt. Ihre thematischen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Ernährungssicherung, Landrechte, Klimawandel und REDD+.

 

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