Auf ein Wort

Auszug aus dem Infobrief Dezember 2020

 

Der Traum von einem Zuhause

 

Begegnung am „gutenachtbus“:  Wo bin ich zuhause?

 

Uwe, ein ehemaliger Organist, ist inzwischen mehrere Jahre auf der Straße, tagein, tagaus. Und Uwe kennt die Straße, wieso auch nicht? Aber dennoch: Sein „Zuhause“ ist sie nicht. Denn mit dem krankheitsbedingten Verlust der Arbeit  verlor er Einkommen und Wohnung.

Heute treffen wir ihn regelmäßig beim gutenachtbus, wo er sich an einer Tasse Kaffee und einem Becher Suppe aufwärmt. Dort, mit den Ehrenamtlichen, die er kennt, fühlt er sich mehr zuhause als auf dem Asphalt der Straßen Düsseldorfs.

Für ihn sind Menschen, die er mag, sein „Zuhause“, und zugleich träumt er davon, eines Tages ein Zimmer, eine Wohnung sein „Zuhause“ nennen zu können, in das er sich zurückziehen kann, wo keiner sich durch sein Musizieren gestört fühlt und wo er sich wohl fühlt. „Ja, zuhause ist noch etwas anders als bloß vier Wände zu haben, die alle paar Tage wechseln. Zuhause ist wie der bekannte Spruch sagt: "Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein".

 

 

„Zuhause, das ist ein Mensch, mit dem ich reden kann“  mit „hallo nachbar!“ bei Kathi.

 

Kathi hat ein schweres Schicksal. Sie hat früh die Sehkraft in beiden Augen verloren und ist jetzt ganz allein. Sie wurde Frührentnerin, und ihr karges Einkommen zwang sie, dort zu bleiben, wo sie schon seit den ersten Berufsjahren war: in einer kleinen Wohnung, kaum 30 m2, dritter Stock, nur Treppen.  Sie mag ihre Wohnung, denn hier kennt sie sich aus. Aber ist es auch ihr „Zuhause“?

Schließlich fühlt Kathi sich einsam, manchmal möchte sie verzweifeln. Ihr bleibt ja nur das Radio, sonst nichts. Und mit dem Radio kann sie nicht sprechen. Und beim Telefon kommt sie nicht weit.

Seit Kathi vor Monaten den Kontakt mit „hallo nachbar“ von vision:teilen bekam, hat ihr Leben eine neue Qualität bekommen. Denn nun kommt Anni, eine Ehrenamtliche, mindestens einmal die Woche zu ihr, hört ihr zu, spricht mit ihr, und wenn die Sonne wärmt und es Kathi zumute ist, gehen sie zusammen heraus. Denn zusammen geht auch die schwierige Treppe. Und einmal, als es ihr so ganz mit Anni gefallen hat, vertraut sie ihr an:

„Anni, wenn Du zu mir kommst, dann fühle ich mich wirklich zuhause. Denn zuhause, das ist für mich ein Mensch, mit dem ich reden kann und der mir zuhört.“

 

 

Endlich zuhause! – „Housing First“ kam zur rechten Zeit.

 

Andrea weiß, dass sie einmal sehr hübsch war. Aber das war, bevor sie von zuhause wegrannte und auf der Straße landete. Irgendwann wurde die Straße ihr Daueraufenthaltsort. Kein Wunder, dass der Kontakt mit den Drogen und dann die Abhängigkeit davon nicht ausblieb. Das erforderte viel Geld  und so „pendelte“ sie zwischen dem Straßenstrich und der Kleinkriminalität hin und her. Aber irgendwann landete sie vor dem Kadi und hat daraufhin das Gefängnis für mehrere Monate von innen gesehen.

Vielleicht war es auch gut so. Denn der Kontakt mit der Sozialberatung im Gefängnis half, den Willen zu stärken und den Drogen adieu zu sagen. Als sie wieder herauskam suchte sie die Frauenhilfe auf, um wieder auf die Beine zu kommen.

Über diese Vermittlungsstelle bekam sie auch den Kontakt zu vision:teilen und bekam im Rahmen des „Housing First“ für Obdachlose auch eine Wohnung. Dort achtet sie darauf, dass alles adrett und sauber ist, so wie sie es braucht, um sich wohl zu fühlen.

Und wenn Nadine, die Sozialarbeiterin, zu ihr kommt, um sich zu erkundigen, wie es ihr geht, dann geht ein breites Grinsen über das Gesicht: „Sauwohl. Hier möchte ich immer sein. Hier bin ich glücklich. Hier ist jetzt mein Zuhause.“


 

Drei Geschichten, drei Menschen, dreimal der Wunsch zuhause zu sein. Und dreimal die ausgestreckte Hand der Hilfe – damit jeder einmal sagen kann:
„Jetzt bin ich zuhause“.

Helfen Sie uns, die akute Not von hilfebedürftigen Menschen zu lindern. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie unseren Einsatz gegen Armut und Not, das ist unser Weihnachtswunsch!

 

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